Warum verletzt sich mein Kind selbst?

Warst Du schockiert? Fühltest Du Dich rat- und hilflos als Du erstmals mit dem selbst-verletzendem Verhalten Deines Sohnes oder Deiner Tochter konfrontiert wurdest? Hattest Du das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben: Schuld- und Schamgefühle, das Gefühl versagt zu haben?

Möchtest Du wissen, was hinter diesem Verhalten Deines Kindes steckt, welche Gefahren gehen von diesem Verhalten aus und wie kannst Du Deinem Kind helfen, von diesem Verhalten loszukommen?


Ich finde es wichtig und notwendig zu diesem Thema eine Aufklärung zu geben.

Zu allererst gibt es unterschiedliche Gründe für das Ritzen. Es steckt nicht immer gleich eine psychische Erkrankung dahinter, viele Kinder und Jugendliche probieren das Ritzen aus Neugier aus, weil der beste Freund/in es tut, oder in der Klasse es gerade ‚in‘ ist. Filmstars machen es vor. Das Ritzverhalten von Miley Cyrus wurde in den Medien thematisiert. Das weckt natürlich die Neugier.

Für Eltern besteht Grund zur Sorge, wenn Dein Kind eine Aussprache über sein Ritzverhalten verweigert und sich dieses Verhalten bereits über Monate fortsetzt. Dauerhaftes Ritzen ist ein Zeichen für eine psychische Erkrankung und hier sollte ziemlich schnell professioneller Beistand aufgesucht werden. Je länger das Ritzen andauert, desto größer ist die Gefahr, dass das Verhalten zur Gewohnheit wird.

Experten haben zudem herausgefunden, dass durch den Schmerz, der beim Ritzen wahrgenommen wird, körpereigene Opiate (Endorphine) freigesetzt werden, die zu suchtartigem Ritzverhalten führen können. Umso zeitiger professionelle Hilfe in Anspruch genommen wird, desto größer sind die Chancen, dass Ritzen zu beenden.


Was machen Ritzer und was ist das genau?

„Ritzer“ – Definition ist selbstverletzendes Verhalten, oder Selbstverstümmelung. Insbesondere Kinder und Jugendliche verletzen sich selbst mit Absicht, sie fügen sich Schmerzen zu. Sie schneiden oder ritzen die Haut und benutzen dabei Rasierklingen, Scheren, Messer oder eine Glasscherbe. Aber auch gehört das Kratzen, Kneifen mit den Fingernägeln, sowie Beißen dazu.

 

 

Ab welchen Alter sollten Eltern aufmerksam sein?  

Bis zum 13. Lebensjahr zeigen ungefähr 3% der Kinder selbstverletzendes Verhalten, danach wächst die Zahl rapide an: Bei den 14- bis 17. jährigen ritzen sich ca. 29% der Altersgruppe. Danach werden die Zahlen leicht rückläufig. Zunahme des selbstverletzenden Verhaltens gibt es wieder bei den über 20- jährigen. Nach dem 30. Lebensjahr kommt das Ritzverhalten kaum noch vor. Betroffene die sich ritzen, die ohne professionelle Hilfe es endlich schaffen, davon loszukommen, beträgt manchmal bis zu 15 Jahre. Das Ritzverhalten ist bei Mädchen und jungen Frauen stärker ausgeprägt, als bei männlichen Kindern und Jugendlichen.


 

Warum tut sich mein Kind so etwas an? 

Was schmerzhaft klingt, erleben die Betroffenen meist als Schmerzfrei und erleichternd, erklären die Experten vom Gesundheitsportal „Psychomeda.de“ Bei etlichen Kindern und Jugendlichen steht das Ritzen in Zusammenhang mit einem geringen Selbstwertgefühl. Das Ritzen ist meist eine Reaktion auf belastende Umstände, von denen sie sich überfordert fühlen. Äußere Ursachen könnten sein, wie eine Vernachlässigung durch die Eltern, eine Trennung oder Scheidung der Eltern, ein Kindheitstrauma oder sexueller Missbrauch. Viele Betroffene gaben an, sie würden sich ritzen um die unerträglichen emotionalen Spannungszustände zu beenden, um zu spüren, dass sie am Leben sind, oder um innere Leere, Einsamkeitsgefühle oder Angst nicht spüren zu müssen. Viele bestrafen sich sogar damit.

Bei den meisten Menschen stoßen diese Begründungen auf Unverständnis. Sie sind schockiert und fühlen sich verstört und stehen diesem Verhalten ratlos und hilflos gegenüber.


 

Wie kann ich erkennen, ob mein Kind sich ritzt?

Viele Ritzer versuchen ihr Ritzverhalten zu verbergen, da sie wissen, dass ihr Verhalten gesellschaftlich nicht akzeptiert wird. Die meisten ritzen sich an Arme und Beine. Achte besonders darauf, wenn Dein Kind sich plötzlich weigert, bei warmen Temperaturen kurzärmelige T-Shirts oder Shorts zu tragen. Am Sportunterricht oder beim Schwimmen sich weigert teilzunehmen, diese können Warnsignale sein – besonders dann, wenn dies alles bisher ohne weiteres möglich war. Auch emotionale Warnsignale können ein Hinweis sein, wenn z.B. Dein Kind ein anderes Rückzugverhalten zeigt als bisher und sich weigert darüber zu sprechen. Manchmal werden die Narben entdeckt und sie werden gefragt, woher die Narben stammen, erklären sie oft es seine „Kratzer“ die sie sich beim Spielen mit dem Haustier, oder beim Spielen mit dem Haustier von Freunden zugezogen haben. Sei misstrauisch, wenn die Narben nicht wie Zufallskratzer aussehen, sondern regelmäßig über einen längeren Zeitraum immer wieder zu beobachten sind.


Wo kann ich Hilfe finden?

Das Ritzen sollte auf jeden Fall ernst genommen werden. Vielleicht kannst Du im Gespräch mit Deinem Kind herausfinden, warum es dieses Verhalten zeigt. Ist es ein Nachäffen, Neugier oder ein Hilferuf. Soll es anderen Überlegenheit signalisieren oder schockieren? Falls Dein Kind im Gespräch mit Dir abblockt und die Kommunikation verweigert, sollten andere Wege zum Zugang zu Deinem Kind in Betracht gezogen werden. Fakt ist: Wenn sich Dein Kind aus Verzweiflung ritzt, brauchst Du unbedingt Hilfe. Hilfe, die Du, Familie, Angehörige nicht alleine leisten können! Du bist wahrscheinlich damit überfordert. Deshalb ist es wichtig, das Du ohne falsche Scham fachlichen Rat einholst. Mach den ersten Schritt und wende Dich an die zuständige Erziehungsberatungsstelle oder Deinem Kinderarzt/ Hausarzt. Diese professionellen Helfer können dann weitere Maßnahmen einleiten. Ein Arzt kann Dir eine Überweisung, wenn notwendig, an einen Kinder und Jugendtherapeuten ausstellen. In schwerwiegenden Fällen ist eine psychotherapeutische Behandlung möglicherweise nicht ausreichend und eine Überweisung an einen Kinder- und Jugendpsychiater wird notwendig. Und im extremen Fällen kann ein stationärer Aufenthalt die Hilfe bieten, die gebraucht wird. WICHTIG ist es, Deinem Kind die bestmögliche Unterstützung zu geben, die es braucht, um frühzeitig vom Ritzen wieder loszukommen. Somit hat Dein Kind die Möglichkeit, bei Stress und überfordernde Situationen, wie es sich zu helfen weiß, kennenzulernen. Dies ist nur mit der richtigen professionellen Unterstützung möglich.


Wie sind die Aussichten bei einer professionellen Unterstützung?

Nach Einschätzung von Experten, sind die Aussichten vom Ritzverhalten loszukommen, ziemlich gut. Spezialisierte Therapeuten berichten auf dieses Störungsbild von erfolgreichen beendetem Ritzverhalten in ca. 70 – 80% der Fälle – sofern eine professionelle Unterstützung nicht zu lange herausgezögert wurde.


Vorschläge, wie Du dem Impuls sich ritzen zu müssen, widerstehen kannst:

  • sich mit Sport abreagieren
  • einen Boxsack benutzen
  • die Gefühle zu Papier bringen: Tagebuch schreiben oder malen
  • schreien
  • eine kalte Dusche nehmen
  • Eiswürfel auf die Haut drücken
  • sich mit einem Gummiband schnicksen
  • die Nummer gegen Kummer anrufen

Werden die Narben für immer bleiben?

Es gibt inzwischen Möglichkeiten, zum Beispiel durch Laserbehandlung, Narben gänzlich zu entfernen oder wenigstens zu verändern. Die Hansaklinik in Dortmund ist eine der Kliniken, die spezialisiert sind für die Entfernung von Narben.

 

Newsletter

Newsletter

Hol dir regelmäßige Tipps, um dein Kind dabei zu unterstützen, Selbstvertrauen aufzubauen, mit Mobbing umzugeben, Ängste zu überwinden und viel mehr.

Gut gemacht! Schau bitte gleich in deinem Posteingang nach und Bestätige die Anmeldung.